Die Europäische Zentralbank (EZB) hat nach fast fünf Jahren eine bedeutende Entscheidung getroffen: Sie beschließt die Kurswende und senkt erstmals seit Jahren die Zinsen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde und ihr Team haben den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent herabgesetzt. Diese Nachricht wurde am Donnerstag, dem 6.6.2024 in Frankfurt am Main bekannt gegeben.

Mit diesem Schritt der Senkung der Zinsen folgt die EZB den Notenbanken anderer großer Wirtschaftsräume, die ebenfalls auf geldpolitische Lockerungen setzen, um die Wirtschaft zu stützen. Die Entscheidung ist die erste Zinssenkung seit 2019 und soll dem Euroraum helfen, die Wirtschaftstätigkeit anzukurbeln und die Inflation einzudämmen.

Auswirkungen auf die Einlagenzinssätze

Es wurde nicht nur der Leitzins, sondern auch der Einlagenzins herabgesetzt. Der Einlagenzins ist der Zinssatz, den Banken bekommen, wenn sie ihr Geld bei der Zentralbank parken. Er liegt jetzt bei 3,75 Prozent, vorher waren es vier Prozent. Die Europäische Zentralbank hat jedoch betont, dass sie sich nicht bereits im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad festlegt.

Was bedeutet die Zinssenkung für dich?

  1. Weniger Einnahmen für die Banken: Wenn die Banken weniger Erträge für das Parken von Geld bei der Europäischen Zentralbank erhalten, kann das ihre Einnahmen verringern. Sie könnten versuchen, diese Verluste auszugleichen, indem sie die Konditionen für Kundeneinlagen anpassen.
  2. Mögliche Anpassungen der Sparzinsen: Auch die Zinsen, die du auf dein Sparkonto bekommst, könnten sich ändern. Die Banken passen ihre Sparzinsen häufig an den EZB-Zinssatz an. Mit der Reduzierung des Einlagenzinssatzes könnten auch die Erträge auf Sparguthaben sinken.
  3. Keine Festlegung auf zukünftige Zinsen: Die EZB hat betont, dass sie sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad festlegt. Das bedeutet, dass die Zinsen auch in Zukunft je nach Wirtschaftslage und Inflation angepasst werden können.

Was kannst du tun?

  • Vergleichen: Vergleiche regelmäßig die Zinsen verschiedener Banken, um das beste Angebot für dein Geld zu finden.
  • Umschuldung: Wenn du einen Kredit mit variablem Zinssatz hast, solltest du dir ein Festzinsangebot machen lassen.
  • Sprich mit einem unabhängigen Berater wie finaplus über die besten Möglichkeiten für deine Ersparnisse, Kredite und Investitionen.

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Zinswende – Internationale Vergleiche

Mit ihrer Zinssenkung folgt die EZB den Notenbanken in Kanada, der Schweiz und Schweden, die bereits ähnliche Schritte unternommen haben. Die US-Notenbank Federal Reserve wartet hingegen noch ab, da die Inflation in den USA weiterhin hartnäckig ist.

Auch in diesen Ländern wurden die Zinsen gesenkt, um die Wirtschaft zu stützen und die Inflation unter Kontrolle zu halten. In Kanada liegt der Leitzins nach einer Erhöhung bei 4,25 %, während die Schweiz und Schweden ihre Zinssätze ebenfalls angepasst haben, um den wirtschaftlichen Druck abzufedern.

Ist die Inflation durch die Leitzinssenkung im Euroraum damit besiegt?

Trotz der Zinsreduktion ist die Inflation in der Euro-Zone bislang nicht vollständig unter Kontrolle. Im Mai 2024 lag die Teuerungsrate bei 2,6 Prozent, weit entfernt von den über zehn Prozent im Herbst 2022. Die EZB strebt eine Inflationsrate von 2,0 Prozent an und hat ihre Erwartungen für 2024 und 2025 leicht erhöht.

EZB senkt Leitzins
EZB senkt Leitzins

Auswirkungen auf Finanzmärkte und Geldpolitik

Trotz der Reduzierung der Zinssätze hat die EZB betont, dass sie sich nicht im Vorhinein auf einen bestimmten Zinspfad festlegt. Dies bedeutet, dass die zukünftige Währungspolitik flexibel bleiben muss, um auf aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen reagieren zu können. Die Inflationsraten haben einen direkten Einfluss auf den Finanzmarkt, da sie die Kaufkraft der Konsumenten und die Kosten der Unternehmen verändern.

Warum ist das wichtig?

Eine anhaltende Inflation bedeutet, dass die Lebenshaltungskosten hoch bleiben können, was sich auf dein Budget und deine Sparmöglichkeiten auswirkt. Gleichzeitig arbeitet die EZB im Kampf gegen Inflation daran, die Teuerung durch ihre Geldpolitik zu stabilisieren, um langfristig ein gesundes wirtschaftliches Umfeld zu schaffen.

Österreichs Inflationsrate

In Österreich liegt die Preissteigerungsrate weiterhin über dem EU-Durchschnitt. Laut einer Schnellschätzung der Statistik Austria betrug sie im Mai 3,3 Prozent, im April 2024 waren es noch 3,5 Prozent. Damit bleibt Österreich eines der Länder mit der höchsten Inflationsrate im Euroraum. Gründe dafür sind unter anderem steigende Kosten für Dienstleistungen und Energie. Auch der anhaltende Preisdruck bei Lebensmitteln trägt zum Anstieg bei.

Gründe für die Zinssenkung

Die Entscheidung der Zentralbank wurde von Spekulationen auf fallende Zinsen beeinflusst. Isabel Schnabel, deutsches Mitglied im EZB-Direktorium, erklärte Ende Mai im deutschen Fernsehen, dass die Kreditzinsen bereits vor der offiziellen Ankündigung gesunken seien. Verstärkt wurden diese Spekulationen durch schwache Konjunkturdaten und eine rückläufige Inflation im Euroraum. Zudem sieht die EZB die Notwendigkeit, die Konjunktur anzukurbeln und günstige Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und Verbraucher zu schaffen. Die Herabsetzung der Zinssätze soll die Kreditvergabe erleichtern und Investitionen fördern, was letztlich das Wirtschaftswachstum unterstützen kann.

Marktreaktionen

An den Börsen und auf dem Anleihemarkt war die Zinssenkung bereits nahezu vollständig eingepreist. Laut Union Investment haben zahlreiche Reden und Interviews des EZB-Direktoriums die Kapitalmärkte seit Monaten auf diese Entscheidung vorbereitet. Diese Erwartung führte dazu, dass die Kurse von Staatsanleihen im Vorfeld stiegen und die Renditen sanken. Gleichzeitig reagierten die Aktienmärkte positiv, da niedrigere Zinsen häufig zu steigenden Kursen führen. Die Anleger sehen in der Herabsetzung ein Signal für eine weiterhin unterstützende Geldpolitik, die das Wirtschaftswachstum fördern soll. Auch der Euro blieb stabil, da die Zinswende bereits erwartet worden war.

Zukünftige Zinspolitik

Es wird erwartet, dass die EZB von Sitzung zu Sitzung und basierend auf aktuellen Daten über weitere Zinsreduktion entscheidet. Experten rechnen mit bis zu drei Zinssenkungen bis zum Jahresende. Dies bedeutet, dass die Zentralbank ihre Zinspolitik flexibel und datenabhängig gestaltet, um auf wirtschaftliche Entwicklungen reagieren zu können.

Blick auf die USA

Die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) hingegen wartet noch ab und hat bislang noch keine Herabsetzung vorgenommen. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte bei der letzten Sitzung, dass in diesem Jahr nur noch eine Zinssenkung geplant ist, um die Märkte nicht zu euphorisch werden zu lassen. Trotz guter Inflationsdaten bleibt Powell vorsichtig und lässt offen, wann die Zinssenkungen beginnen sollen. Durch seine zurückhaltende Haltung behält die Fed Flexibilität, um auf zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen reagieren zu können.

Die Fed geht vorsichtiger vor und beobachtet die Wirtschaftslage genau, bevor sie Entscheidungen über Zinssenkungen trifft. Jüngste Konjunkturdaten deuten darauf hin, dass die Federal Reserve möglicherweise im Herbst die Zinsen herabsetzen wird. Die Inflation in den Vereinigten Staaten bleibt hartnäckig hoch und lag im April 2024 bei 3,4 %. Diese anhaltende Teuerung erschwert es der Fed, schnelle Entscheidungen zu treffen, da sie ein Gleichgewicht zwischen der Unterstützung der Wirtschaft und der Kontrolle der Inflation wahren muss.

Was bedeutet die EZB Leitzins Senkung für dich in Österreich?

Das Herabsetzen des Leitzinses bedeutet grundsätzlich, dass Kredite für dich als Verbraucher billiger werden. Wenn du ein Haus kaufen, ein Auto finanzieren oder einen Kredit aufnehmen willst, zahlst du weniger Zinsen. Auch bestehende Kredite können günstiger werden, wenn du sie neu verhandelst oder umschuldest. Zusätzlich soll die Maßnahme helfen, die Teuerung zu kontrollieren. Die Zinssenkung ist bereits im aktuellen Zinsniveau eingepreist, d. h. es wird aktuell von keiner spürbaren Zinssenkung ausgegangen.

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FAQs – Fragen und Antworten

Wann senkt die EZB den Leitzins?

Die EZB hat am 6. Juni den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent gesenkt. Dies ist die erste Zinssenkung seit 2019. Weitere Zinssenkungen könnten folgen, abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung und der Inflation. Die Entscheidung zielt darauf ab, das Wirtschaftswachstum zu fördern und die Inflation weiter in Richtung des Ziels von 2 Prozent zu senken.

Was bedeutet, wenn der Leitzins sinkt?

Sinkt der Leitzins, können sich die Banken günstiger Geld bei der Zentralbank leihen, was oft zu niedrigeren Zinsen für Kredite führt. Das macht Kredite für Verbraucher und Unternehmen günstiger und soll Investitionen und Konsum ankurbeln. Für Sparer bedeutet dies jedoch oft niedrigere Zinsen auf Spar- und Festgeldkonten.

Warum hat die EZB den Leitzins gesenkt?

Die EZB hat den Leitzins gesenkt, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die Inflation näher an die Zielmarke von 2 Prozent zu bringen. Durch die Senkung wird es für Banken günstiger, sich Geld zu leihen, was wiederum zu niedrigeren Kreditzinsen für Verbraucher und Unternehmen führt und die Nachfrage nach Krediten und Investitionen ankurbeln soll. Dies soll letztlich die Wirtschaft ankurbeln und die Inflation stabilisieren.

Wann gehen die Zinsen wieder runter?

Im Laufe des Jahres 2024 könnten die Zinsen weiter sinken. Experten erwarten, dass die EZB nach der Zinssenkung im Juni weitere Zinssenkungen vornehmen wird, insbesondere wenn die Inflation weiter zurückgeht und die wirtschaftliche Lage dies erfordert. Genauere Prognosen hängen jedoch von der weiteren Entwicklung der Wirtschaft und der Inflationsrate ab.


Dr. Martin Sachslehner
Dr. Martin Sachslehner

Ist Geschäftsführer der finaplus Finanzberatungs GmbH in Neusiedl am See und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Finanzbereich. Seine Karriere begann 1999 in einer niederösterreichischen Regionalbank und führte ihn über zahlreiche Management- und Fachausbildungen zu zwei Geschäftsführer- bzw. Vorstandspositionen, die er von 2016 bis 2021 innehatte. Mit der Gründung von finaplus im Jahr 2021 schuf er ein unabhängiges Beratungsnetzwerk, das sich ausschließlich an den Bedürfnissen der Kunden orientiert. finaplus arbeitet mit zahlreichen Finanzinstituten im deutschsprachigen Raum zusammen und wurde 2024 vom IMWF Austria als „Top Finanzberater“ ausgezeichnet.

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